Die Berg- und Expeditionsmedizin ist seit mehreren Jahren ein besonderes Interessensgebiet des Krankenhauses Neuwittelsbach. Deshalb hat in den Räumen der Klinik schon mehrmals das "Münchner Symposium für Berg- und Expeditionsmedizin" stattgefunden.
Dabei ist Bergmedizin nicht nur für Spezialisten interessant; denn Todesfälle kommen auch bei vermeintlich risikoarmen Formen des Bergsports wie Wandern und Skilauf immer wieder vor. Die häufigste nicht verletzungsbedingte Todesursache in den Bergen ist der plötzliche Herztod – insbesondere in den ersten Tagen des Bergurlaubs ist das Risiko am größten. Betroffen davon sind überwiegend Männer.
Die ungewohnte physische und psychische Belastung, Flüssigkeitsmangel und die Entleerung von Zuckerspeichern sind für plötzliche Herzkreislaufereignisse am Berg mitverantwortlich. Untersuchungen haben außerdem gezeigt, dass Männer, die schon einmal einen Herzinfarkt hatten, beim Skifahren ein 100-fach erhöhtes Risiko haben, an einem plötzlichen Herztod zu versterben. In geringerem Ausmaß gilt dies auch für Skilangläufer und Bergwanderer. Unbehandelter Bluthochdruck sorgt für ein 10-fach erhöhtes Risiko für einen plötzlichen Herztod. Dies ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass man sich anstrengende Touren nur in einem guten Trainingszustand zutrauen und eventuelle Risikofaktoren beim Arzt abklären sollte.
Jedes Symposium leitet jeweils ein bekannter Bergsteiger mit einem Vortrag ein, der immer unter dem Thema „Risiko am Berg“ steht. Beim Symposium am 5. Mai 2013 referierte der Münchner Basti Haag, der mit seinem Partner Benedikt Böhm zu den so genannten Speed-Bergsteigern gehört. Ausgestattet mit einer überdurchschnittlichen Kondition und Leistungsfähigkeit haben sie schon mehrere hohe Berge innerhalb eines Tages vom Basislager aus bestiegen und mit Ski befahren. Haag berichtete eindrücklich von der Tragödie 2012 am Manaslu (8163 m), bei der 11 Bergsteiger in ihrem Hochlager in einer Lawine ums Leben kamen. Haag und seine Begleiter hatten das Risiko besser eingeschätzt und ihre Zelte in lawinensicherer Lage aufgebaut.
Breiten Raum nahm bei diesem Symposium auch ein, wie sich Bergsteiger in großen (ab 2500 m) und extremen Höhen (ab 5300 m) vor der akuten Bergkrankheit, dem Höhenlungenödem und dem Höhenhirnödem schützen können. Bei abnehmendem Sauerstoffgehalt der Luft sollte ab 2500 m Meereshöhe die Schlafhöhe nur um 300-500 m täglich gesteigert werden. Anfälligen Bergsteigern wird zu einer medikamentösen Prävention nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt geraten.
Chefarzt Prof. Dr. med. Michael Weis
1. Medizinische Abteilung