Das Einatmen kalter, trockener Luft löst bei vielen Menschen Husten aus. Dieser ist in der Regel unproduktiv und hält auch nur kurz an. Das Hochrollen des Rollkragens oder Schals und anschließende Atmen durch denselben kann eine gewisse Linderung verschaffen. Auf diese einfache Weise ist man in der Lage, die kalte Atemluft anzuwärmen und anzufeuchten.
Bei manchen Patienten kann allerdings eine echte Hustenattacke ausgelöst werden, die anfallsartig sogar zu Kurzatmigkeit führen kann. Besonders empfänglich sind Patienten mit einem so genannten „hyperreagiblen Bronchialsystem“. Klassisch ist dies bei Patienten mit Asthma bronchiale der Fall – sowohl bei allergischem als auch bei nicht allergischem Asthma. Bei diesen Patienten ist es im Rahmen der Erkrankung bereits zu einer Veränderung des Bronchialepithels gekommen, das bei Gesunden pflastersteinartig die unter ihm gelegenen Nervenfasern bedeckt und schützt. Trifft nun die kalte, trockene Luft auf diese freiliegenden Nervenenden, kommt es zu einem Hustenstoß. Dieser ist als Reinigungsvorgang der Lunge z.B. im Rahmen von Atemwegsinfektionen oder „Verschlucken“ wertvoll. Unterhält und verstärkt er sich aber in einem erkrankten Bronchialsystem selbst, werden die beschriebenen Anfälle ausgelöst.
Nicht selten treten die genannten Hustenbeschwerden beim Skifahren auf. Dabei ist den Betroffenen nicht immer bewusst, dass sie an einer bronchialen Hyperreagibilität (BHR) leiden. Auf Skipisten oder bei Skitouren kommen weitere Faktoren hinzu. Zum einen kommt es zu einer gesteigerten Atmung im Rahmen einer Anpassungsreaktion an die Höhenlage. Zum anderen erfordert die körperliche Belastung eine Mehratmung. Dies führt zu einem gesteigerten Kontakt des Bronchialsystems mit kalter Luft und entsprechend zu größeren Beschwerden. Diese exogenen Komponenten sind naturgemäß nicht beeinflussbar, die endogene (körpereigene) Empfänglichkeit dafür kann allerdings von einem Lungenarzt abgeklärt werden. Zwar wird, bis auf Ausnahmen bei Hochleistungssportlern und in Studien, keine Lungenfunktionsuntersuchung unter Belastungsbedingungen in der Höhe durchgeführt werden, eine BHR lässt sich aber durch so genannte Provokationsuntersuchungen identifizieren. Diese kann dann behandelt werden. Bei der Untersuchung wird ein medikamentöser oder körperlicher Belastungstest durchgeführt und die Änderung der Lungenfunktion gemessen.
Chefarzt Prof. Dr. med. Hanno H. Leuchte
2. Medizinische Abteilung