Dysphagie - wenn das Essen im Halse stecken bleibt

Oberarzt Dr. Mathias Nicolaus

Jeden Tag muss der Mensch etwa 1000- bis 3000-mal schlu­cken. Jeder Schluck­akt ist ein kom­ple­xer Vor­gang, an dem 26 Mus­kel­paa­re be­tei­ligt sind. Für die Steue­rung exis­tiert im Hirn­stamm ein ei­ge­nes Schluck­zen­trum, das auch dafür sorgt, dass die Luft­we­ge ge­schützt blei­ben, wenn Nah­rung, Flüs­sig­keit und Spei­chel aus der Mund­höh­le in den Magen be­för­dert wer­den.

Der Fach­aus­druck Dys­pha­gie be­schreibt eine Stö­rung des Schluck­ak­tes. Da Schluck­stö­run­gen das Wohl­be­fin­den er­heb­lich be­ein­träch­ti­gen, be­dür­fen sie immer einer fach­ärzt­li­chen Ab­klä­rung. Durch eine gründ­li­che Un­ter­su­chung der Be­schwer­den und mög­li­cher Be­gleit­sym­pto­me (z.B. Hei­ser­keit und Hus­ten) las­sen sich häu­fig die For­men der Schluck­stö­rung ein­gren­zen. So wei­sen Schmer­zen auf eine Ver­let­zung der Schleim­haut (z.B. als Folge von Ent­zün­dung, In­fek­ti­on oder Be­strah­lung) hin.

Bei Dys­pha­gie kön­nen viel­fäl­ti­ge funk­tio­nel­le und struk­tu­rel­le Stö­run­gen der be­tei­lig­ten Or­gan­sys­te­me vor­lie­gen und alle Pha­sen des Schluck­vor­gangs be­trof­fen sein. Schluck­stö­run­gen las­sen sich in Stö­run­gen im Be­reich des Mund-Ra­chen-Raums und in Stö­run­gen im Be­reich der Spei­se­röh­re un­ter­tei­len. Ist die Spei­se­röh­re be­trof­fen, kla­gen Pa­ti­en­ten in der Regel ei­ni­ge Se­kun­den nach Be­ginn des Schluck­ak­tes über ein Druck­ge­fühl im Be­reich des Brust­beins, wobei die ex­ak­te Lo­ka­li­sa­ti­on häu­fig nicht so genau an­ge­ge­ben wer­den kann. Ist der Mund-Ra­chen-Raum be­trof­fen, tre­ten da­ge­gen die Be­schwer­den ty­pi­scher­wei­se di­rekt un­mit­tel­bar nach oder wäh­rend des Schluck­ak­tes auf. Dabei kann einem sprich­wört­lich das Essen im Halse ste­cken blei­ben oder die Spei­se über die Nase zu­rück flie­ßen. Das Spek­trum zu­grun­de lie­gen­der Er­kran­kun­gen ist ins­be­son­de­re bei Stö­run­gen im Mund-Ra­chen-Raum viel­fäl­tig, so dass so­wohl bei der Dia­gnos­tik als auch bei der The­ra­pie eine enge Zu­sam­men­ar­beit ver­schie­de­ner Spe­zia­lis­ten aus den Be­rei­chen Gas­tro­en­te­ro­lo­gie, Ra­dio­lo­gie, HNO und Neu­ro­lo­gie er­for­der­lich wird. Neben bild­ge­ben­den Me­tho­den (En­do­sko­pie, Rönt­gen­kon­trast­mit­tel-Dar­stel­lung der Spei­se­röh­re, ggf. Kern­spin­to­mo­gra­phie) wer­den hoch spe­zia­li­sier­te Ver­fah­ren wie die Hoch­ge­schwin­dig­keit-Ci­ne­ma­to­gra­phie oder die hoch auf­lö­sen­de Spei­se­röh­ren-Ma­no­me­trie zur Un­ter­su­chung ein­ge­setzt. Nur so ist es mög­lich, für die be­trof­fe­nen Pa­ti­en­ten die ge­eig­ne­te The­ra­pie zu fin­den.

 Ober­arzt Dr. med. Ma­thi­as Ni­co­laus
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