Schmerzen und was dahinter steckt

Oberarzt Dr. med. Rupert Bartelt

Jeder kennt Schmerzen, die zum Beispiel durch eine Prellung, Abschürfung, Verbrennung oder eine Schnittwunde verursacht werden. Diese schmerzhaften Reize wirken auf freie Nervenenden. Diese werden Schmerzrezeptoren, auch Nozizeptoren genannt. Die Nozizeptoren reagieren auf Gewebsverletzung, übermäßigen Druck, Dehnung, Temperatur oder auf chemische Reize. Diese Schmerzreize werden dann über Nervenfasern an das Rückenmark und von da ausgehend an das Gehirn weitergeleitet. Erst wenn die Schmerzreize im Gehirn ankommen, nehmen wir diese als Schmerz war. Beispiele für Schmerzen, die durch eine Reizung von Schmerzrezeptoren entstehen, sind Schnittverletzungen, auch Operationswunden, Knochenbrüche, Gelenkschmerzen oder Koliken.

Zu diesen bekannten Schmerzen gibt es eine zweite große Gruppe der Schmerzen: die Nervenschmerzen. Hier entstehen die Schmerzen nicht in den Schmerzrezeptoren eines verletzten oder entzündeten Gewebes, sondern im Nerv selbst. Die Ursache ist eine Reizung oder eine andere Art von Schädigung der Nervenfasern. In diesem Fall zeigt der Nerv also keine Gewebsverletzung an, sondern seine eigene Verletzung. Dieses kann überall im Nervensystem geschehen, in den Arm-, Bein- oder Rumpfnerven, aber auch im Rückenmark oder Gehirn. Diese Nervenschmerzen werden neuropathische Schmerzen genannt und können besonders quälend sein.

Das Krankenhaus Neuwittelsbach beschäftigt sich bei stationären Patienten mit akuten Schmerzen bzw. chronischen Schmerzerkrankungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln: aus internistischer, speziell kardiologischer, pneumologischer, rheumatologischer oder auch aus neurologischer Sicht. Diesbezüglich kann es bei stationären Patienten Stellung nehmen zu den vom Nervensystem selbst ausgehenden Schmerzen. Diese neuropathischen Schmerzen sind häufig und können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Die Rolle des Neurologen ist zum einen die Abgrenzung gegenüber anderen chronischen Schmerzen wie auch die Erkennung jener Schmerzbilder, in denen ein Nebeneinander von nozizeptiven und neuropathischen Schmerzen vorliegt. Man geht davon aus, dass bei bis zu einem Drittel aller Schmerzpatienten auch ein neuropathischer Schmerz besteht.

Oberarzt Dr. med. Rupert Bartelt
Neurologie