Wasser in den Beinen - Zeichen für Lungen-/Herzschwäche

Prof. Dr. Hanno H. Leuchte

Die Beine werden aufgrund von Wassereinlagerungen immer dicker, die Kurzatmigkeit wird immer schlimmer und schließlich verspürt der Patient nur noch in Ruhe nicht mehr diesen Lufthunger...

Dieses Schicksal trifft viele Patienten, die an einer kombinierten Lungen-/Herzschwäche erkrankt sind. Durch langjährige, krankhafte Veränderung an den Bronchien oder an den Lungengefäßen fließt das Blut gegen einen erhöhten Widerstand durch die Lungengefäße. Diesen Widerstand muss das rechte Herz überwinden und benötigt dafür mehr Muskelkraft. Dabei ist diese Herzseite im Gesunden nicht für einen hohen Druck konzipiert. Im Gegensatz zur linken Hauptkammer (Muskelstärke 6-10 mm), die den großen Kreislauf versorgt (Gehirn, Organe, Muskulatur usw.) ist die Wand der rechten Herzkammer im Normalfall nur ca. 3-4 mm stark. Dabei ist bemerkenswert, dass trotz dieser anatomischen Gegebenheiten das rechte und das linke Herz die gleiche Leistung (Volumen in Litern pro Minute) erbringen.

Kommt es nun zu chronischen Veränderungen des Lungengerüstes (z. B. bei einer Lungenfibrose) und/oder der Bronchien (COPD/Emphysem) finden sekundär auch in den Lungengefäßen Umbauvorgänge statt, die zu der bereits beschriebenen Widerstandserhöhung auf der Blut führenden (vaskulären) Seite und damit zur Rechtsherzbelastung führen. Wenn das rechte Herz nun aufgrund dieser fortwährenden Belastung an seine Leistungsgrenzen kommt, ist es nicht in der Lage, alles Blut (und Wasser) aus dem Körperkreislauf aufzunehmen und dies „versackt“ in den Beinen.

In dieser Situation ist dann das „Wasser in den Beinen“ nicht die Ursache einer zunehmenden Kurzatmigkeit, sondern ein weiteres, aber äußerlich gut erkennbares Symptom der kombinierten Lungen-/Herzschwäche. Außerdem können die Lungengefäße z. B. durch Embolien direkt verlegt oder eingeengt sein. Erstaunlicherweise merken in diesem Fall gar nicht alle Patienten, dass sie eine Lungenembolie hatten. Der Verlauf ist dann auch bei ihnen eher schleichend. Dabei ist es ganz wesentlich, möglichst früh eine Lungen-/Herzschwäche zu erkennen, da Behandlungsoptionen zur Verfügung stehen.

Chefarzt Prof. Dr. med. Hanno H. Leuchte
2. Medizinische Abteilung